Rheinische Post: Ein würdiger Preisträger = Von Martin Kessler

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus
dachte an einen Scherz, als er von der Verleihung des
Friedens-Nobelpreises an die Europäische Union hörte. Und tatsächlich
wirkt es künstlich, wenn eine Riesen-Institution, die eine halbe
Milliarde Menschen umfasst, auf diese Weise geehrt wird. Nur einmal
wurden noch mehr Personen bedacht, als 2001 die Vereinten Nationen
und Generalsekretär Kofi Annan den begehrten Preis erhielten.
Gleichwohl hat das Projekt Europa den Preis verdient. Nach zwei
verheerenden Weltkriegen, die zwei Mal den alten Kontinent in Schutt
und Asche legten, ist es ein Wunder, dass heute ein Krieg zwischen
europäischen Kern-Nationen als undenkbar gilt. Selbst die gewaltige
Umwälzung nach dem Ende des Eisernen Vorhangs verlief – vom
ehemaligen Jugoslawien abgesehen – weitgehend friedlich. Auch dazu
trugen die EU und ihre Institutionen bei. Die Überweisungen nach
Brüssel entpuppen sich damit als echte Friedensprämie, die gut
angelegt ist. Die Ehrung kommt auch zur rechten Zeit. Denn
ausgerechnet das ehrgeizigste Projekt der EU, die gemeinsame Währung,
lässt in Zeiten der Krise den Nationalismus wieder aufleben. Gut ist,
dass die Regierungen trotz Meinungsverschiedenheiten weiter
kooperieren. Als sie das – wie in der 30er Jahren -nicht taten, stand
am Ende die Katastrophe.

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