Kommentar von Antje Höning
ie hektischen Telefonate kamen gestern zu spät: Der 16. März 2013
wird als schwarzer Tag in die Geschichte der Euro-Rettung eingehen.
Die Finanzminister haben mit ihrem Beschluss, alle Sparer in Zypern
für die Banken-Rettung zahlen zu lassen, ein Tabu gebrochen. Bisher
konnte sich jeder EU-Bürger darauf verlassen, dass sein Sparguthaben
bis zu 100 000 Euro geschützt ist. In Zypern gilt das jetzt nicht
mehr. Mitten in der Nacht haben die Finanzminister die zyprischen
Sparer teilweise enteignet. Damit haben sie das Vertrauen in die
Vernunft der politisch Verantwortlichen und in das Währungssystem
erschüttert. Wie es dazu kam, ist schnell erklärt: Deutschland hatte
auf einem Beitrag der zyprischen Anleger bestanden, Zypern eine
starke Belastung der (russischen) Großsparer abgelehnt, der neue
Eurogruppen-Chef Dijsselbloem den Überblick verloren. Der
verhängnisvolle Kompromiss lautete: Alle sollen zahlen – das
zyprische Mütterchen ebenso wie der Moskauer Oligarch. Die Kanzlerin
ließ gestern ihre Garantie für deutsche Spareinlagen wiederholen.
Deutsche Sparer müssen sich keine Sorgen machen. Aber sie wissen nun
auch: Die Krise ist mit voller Wucht zurück, wenn Maßnahmen wie 2008
nötig sind.
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