Rheinische Post: Erdogan riskiert viel = Von Matthias Beermann

Ein Krieg mit Syrien ist gewiss keine
Wunschvorstellung der türkischen Regierung. Trotzdem ist ein
bewaffneter Konflikt zwischen dem Assad-Regime und dem Nato-Mitglied
Türkei seit gestern erheblich wahrscheinlicher geworden. Nach dem
Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Flugabwehr
wird es zwar keine Vergeltungsaktion geben. Der türkische
Ministerpräsident Erdogan kündigte aber an, dass sein Land bei
weiteren Übergriffen künftig sofort zurückschießen will. Damit geht
er ein erhebliches Risiko ein. Denn derartige Provokationen hat es an
der türkisch-syrischen Grenze schon einige gegeben. Bisher hielt die
türkische Armee, die zweitgrößte der Nato, still. Aber nun gibt es
einen Schießbefehl und damit die Gefahr einer Kettenreaktion. Man
darf bezweifeln, ob Erdogan klug beraten war, sich selbst derart
unter Zugzwang zu setzen. Aber der Premier steht innenpolitisch
erheblich unter Druck. Die Opposition und eine kriegsschreierische
Presse verlangen eine harte Haltung. Und schließlich darf man nicht
vergessen, wer hier der Aggressor ist. Trotzdem: Die Verbündeten der
Türkei sollten Ankara jetzt diskret zur Besonnenheit drängen. Es darf
nicht sein, dass Assad nach Belieben den ganz großen Krieg anzetteln
kann.

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