Rheinische Post: Erdogan unter Druck Kommentar Von Matthias Beermann

Nach langem Zaudern steht die Türkei jetzt
bereit, notfalls auch militärisch in Syrien gegen die IS-Extremisten
vorzugehen. Dieser Notfall könnte schnell eintreten, denn die
Radikalen scheinen sich allein von der Drohung einer türkischen
Intervention nicht davon abhalten zu lassen, die syrisch-kurdische
Grenzstadt Kobane zu stürmen. Jetzt richtet sich die letzte Hoffnung
der unterlegenen kurdischen Verteidiger auf den Einsatz türkischer
Truppen, um ein Massaker abzuwenden. Der türkische Premier Erdogan
ist unter Druck: Es ist die Schreckensherrschaft der IS-Fanatiker,
die er lange unterschätzt, wenn nicht sogar heimlich unterstützt
hatte, die ihn jetzt womöglich dazu zwingt, ausgerechnet den von der
Türkei seit Jahrzehnten bekämpften Kurden beizuspringen. Nicht
ausgeschlossen ist jedoch, dass Erdogan eine Doppelstrategie verfolgt
und einen möglichen Militäreinsatz gegen den IS auch dazu nutzen
will, um die Entstehung einer kurdischen Autonomiezone in Syrien zu
verhindern. Vor solchen Abenteuern sollten die Nato-Partner die
Türkei sehr eindringlich warnen.

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