Rheinische Post: Euro: Schritte zum Schnitt

Angela Merkel muss der Kopf schwirren: Täglich
fliegen ihr neue gut gemeinte Ratschläge zur Euro-Rettung auf den
Tisch. Ein harter Schuldenschnitt für Griechenland oder die nur
sanfte Umschuldung, eine Bankensteuer und ein Marshallplan, ein neues
120-Milliarden-Euro-Hilfspaket und ein noch größerer
Euro-Rettungsschirm – die Vorschläge sind widersprüchlich, nur schwer
oder auch gar nicht politisch umsetzbar, aber alle sind enorm
kostenträchtig. Das Klügste, das Politiker in einer solchen Situation
tun können, ist, sich nochmals Zeit zu kaufen. Die Märkte werden
darauf enttäuscht reagieren, das muss die Politik aushalten. Was
Griechenland freilich bald braucht, ist die Halbierung seiner
Schulden. Doch der Schuldenschnitt will gut vorbereitet sein –
andernfalls hätte er unkontrollierbare Folgen für das gesamte
europäische Finanzsystem. Angela Merkel hat viele Fehler begangen,
nun aber bremst die Kanzlerin zu Recht: Es geht um einen
kontrollierten Umschuldungsprozess, die Blaupause einer künftigen
Insolvenzordnung für die Euro-Zone. Die Schritte dorthin muss der
EU-Sondergipfel heute festlegen. Dabei könnte der Vorschlag der
Wirtschaftsweisen, griechische Anleihen gegen stabile Anleihen aller
Länder umzutauschen, durchaus wegweisend sein.

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