Rheinische Post: Euro – teurer Befreiungsschlag

Ein Kommentar von Antje Höning:

Die deutsch-französische Achse hat funktioniert: Was die
Staatschefs gestern auf den Weg gebracht haben, ist tatsächlich ein
Befreiungsschlag. Das zeigt auch die Reaktion der Börsen: Der Euro
legte kräftig zu, nachdem Eckpunkte des gewagten Rettungsplanes
durchgesickert waren. Die Sorge war zunächst groß, dass die
Staatschefs wieder nur Zeit kaufen und ein neues Rettungspaket
schnüren. Das kommt zwar nun auch, ist aber nicht alles. Die
Staatschefs wollen ernsthaft private Gläubiger wie Banken mit ins
Boot holen. Diese sollen auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.
Das ist ökonomisch zwingend. Ein Land, dessen Schuldenstand
eineinhalbmal so hoch ist wie sein Sozialprodukt, kommt ohne Hilfe
der Gläubiger nicht auf die Beine. Doch der Preis, den die starken
Euro-Staaten dafür zahlen müssen, ist gewaltig. Man kann auch sagen:
Alle Probleme, die mit dem Schuldenschnitt verbunden sind, wollen
Angela Merkel und Nicolas Sarkozy mit aberwitzig viel Geld lösen.
Damit die Europäische Zentralbank den griechischen Banken nach dem
Schuldenschnitt nicht den Geldhahn zudreht, sollen ihr die
Euro-Länder Milliarden als Sicherheiten geben. Weitere Milliarden
sollen bereitgestellt werden, um strauchelnde Banken aufzufangen. Das
Ganze wäre billiger und einfacher gewesen, hätte man schon 2010 den
Schuldenschnitt gewagt.

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