Dass der Euro-Kurs gestern kurzzeitig unter die
Marke von 1,30 US-Dollar fiel, ist zwar kein Drama, aber es ist ein
Warnsignal. Die Anleger haben die Beschlüsse des EU-Gipfels zur
Euro-Stabilisierung offenbar nicht als solche wahrgenommen. Das
dürfte daran liegen, dass der Gipfel keine überzeugenden
kurzfristigen Maßnahmen beschlossen hat, sollte etwa Italien vor der
Pleite stehen. Auch zweifeln die Anleger an Willen und Einigkeit der
Länder, ihre Beschlüsse tatsächlich umzusetzen. Investoren haben aber
nicht immer recht, wenn es darum geht, politische Schritte zu
bewerten, auch wenn sie über ungeheure Macht verfügen. Mit den
Beschlüssen von vergangener Woche unternehmen die Euro-Staaten
tatsächlich erstmals seit dem Euro-Start vor zehn Jahren den Versuch,
den Konstruktionsfehler der Währungsunion zu beseitigen, nämlich den
fehlenden Gleichschritt in der Fiskalpolitik. Gelingt es in den
kommenden Monaten, diese Beschlüsse in einen Vertrag zu gießen,
könnten die Zweifel der Anleger wieder verfliegen. Die
Bundeskanzlerin wird aber zugleich einräumen müssen, dass die
Europäische Zentralbank im großen Stil italienische Anleihen wird
aufkaufen müssen, um den Euro bei akuter Gefahr kurzfristig zu
retten.
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