Rheinische Post: Evangelische Kirche im Rheinland wirft Banken vor, Kunden wegen Kirchensteuer zum Kirchenaustritt geraten zu haben

Der Finanzchef der Evangelischen Kirche im
Rheinland, Bernd Baucks, erhebt schwere Vorwürfe gegen einzelne
Kreditinstitute in Deutschland. Diese hätten in Informationen über
ein neues Verfahren zur automatischen Erhebung der Kirchensteuer auf
Kapitalerträge ihre Kunden dahingehend beraten, „dass sie der Steuer
am besten durch Austritt begegnen können“, sagte Baucks der in
Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). Um
welche Banken es sich dabei handelt, konnte oder wollte die Kirche
nicht mitteilen. Nach Angaben von Baucks häufen sich die
Kirchenaustritte seit Jahresbeginn „eklatant“. Offenbar sehen sich
viele Menschen durch die Informationsschreiben dazu veranlasst, der
Kirche endgültig den Rücken zu kehren: Baucks spricht als Vertreter
der Evangelischen Kirche von 13.915 Austritten im Jahr 2012 und von
geschätzten 19.000 Austritten im Jahr 2013 – also einem Anstieg von
rund 37 Prozent. „Dieser Anstieg ist überdeutlich und man muss wohl
annehmen, dass das neue Verfahren neben anderen Faktoren zu dieser
–Welle– beigetragen hat“, sagte Baucks der Zeitung. Wegen der
vermehrten Austritte könnten sich nun für die Kirchen Mindereinnahmen
ergeben, befürchtet Baucks. „Durch Kirchenaustritt gehen ja
schließlich nicht nur Kirchensteuern auf Kapitalerträge, sondern auch
Kirchenlohnsteuern verloren. Wir befürchten eine Senkung der
Einnahmen aufgrund der Einführung des neuen Verfahrens in dem Umfang,
wie das neue Verfahren den Impuls zum Kirchenaustritt gegeben hat“,
sagte Baucks der Zeitung. Auch beim Erzbistum Köln sieht man das
Problem. „Wir müssen von Austritten ausgehen, die durch das neue
Verfahren ausgelöst wurden, da wir aus Anfragen schließen, dass
manche Kirchensteuerzahler durch die Anfrage der Banken überhaupt
erstmals von der Steuerpflicht ihrer Kapitalerträge erfahren haben“,
sagte ein Sprecher. Sowohl beim Bundesverband der Deutschen
Volksbanken und Raiffeisenbanken als auch beim Bundesverband
deutscher Banken, der private Institute vertritt, hält man den
Vorwurf von Baucks für unglaubwürdig, Banken hätten ihren Kunden den
Kirchenaustritt nahegelegt. Weil jedoch jedes Institut auf eigene
Faust über das neue Verfahren informieren könne, wolle man auch
nichts ausschließen, hieß es auf Anfrage. Die Verbände jedenfalls
hätten eine solche Empfehlung nicht an ihre Mitglieder weitergegeben.

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