Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Das Flüchtlingschaos auf der italienischen Mittelmeerinsel
Lampedusa ist uns näher gerückt, es findet jetzt in dem Städtchen
Ventimiglia nahe der französischen Grenze statt. Dort liefern sich
die italienische und die französische Regierung einen bizarren
Stellvertreterkrieg um das weitere Schicksal vor allem aus Tunesien
stammender Menschen. Erst haben die Italiener sie mit provisorischen
Reisepapieren ausgestattet, um sie los zu werden. Jetzt blockieren
die Franzosen die Zugverbindungen, um sie nicht nehmen zu müssen. Das
alles ist eine Schande. Europa zeigt sich wieder einmal als
peinlicher Verein egoistischer Einzelstaaten. Kaum zu glauben: Die EU
ist dabei, sich wegen einiger Tausend Flüchtlinge zu zerstreiten. Das
nationalstaatlicher Logik gehorchende Geschacher zeigt, dass es
offenbar nur wenig Bereitschaft gibt, sich auf eine gemeinsame
europäische Flüchtlingspolitik zu einigen. Die aber tut dringend not.
Denn der Migrationsdruck auf Europa wird in den kommenden Jahren
zunehmen. Wenn wir es nicht schaffen, eine gerechte Lastenteilung zu
definieren, werden unwürdige Szenen wie in Ventimiglia zur Regel
werden. Nur dass sie sich dann irgendwann auch an den deutschen
Grenzen abspielen werden.
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