Papst Franziskus ist kein Freund des
geschriebenen Wortes. Das wird jeder merken, der in seinen Schriften
liest. Da mag er sich gefreut haben, dass eine halbfertige Enzyklika
noch in der päpstlichen Schreibtischschublade lag und von einem Mann
des Wortes stammte: vom zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. So
entstand erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche ein
lehramtliches Gemeinschaftswerk. Eine Enzyklika über den Glauben, die
all jenen unspektakulär erscheinen muss, denen der Glauben nicht
spektakulär genug ist. Genau das aber versucht Franziskus nun: das
Licht des Glaubens wieder zu entzünden. Dass es kein
Grundsatzprogramm geworden ist, liegt an Franziskus selbst. An einem
Papst, der seinen Glauben lebt, weniger reflektiert, der nicht
ankündigt, was er vorhat, sondern tut, was er für richtig hält. Der
neue Papst – der sich lieber Bischof von Rom nennt – ist eine
Enzyklika auf zwei Beinen. Sein auf Bescheidenheit gründendes
Lebensmodell ist ein Kirchenmodell, das dem „Katakombenpakt“ sehr
nahe steht. Den hatten 40 Konzilsväter während des Zweiten Vaticanums
unterzeichnet und damit eine Kirche der Armen gefordert. Die
Handschrift von Papst Franziskus bedarf keiner großen Worte.
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