Rheinische Post: Früherkennung bleibt wichtig

Ein Kommentar von Wolframg Goertz:

Wer zur Darmkrebs-Vorsorge geht, ist kein mutiger Mann. Jede
Darmspiegelung erlebt er als nettes Schläfchen, dessen Schmerzen
raffinierte Medikamente ausblenden. Der Eingriff kann aber sein Leben
retten, wenn ein Polyp abgetragen wird, bevor er sich zum Karzinom
auswächst. Mancher vergisst jede Vorsorge, obwohl er überall lesen
kann, wie wichtig sie sei. Diese Vergesslichkeit sei allerdings nicht
gänzlich sträflich, teilt Medizinprüfer Jürgen Windeler mit. Der
Nutzen der Früherkennung etwa auf Prostatakrebs sei nicht bewiesen;
das hat Windeler schon als Chef des Medizinischen Dienstes der
Krankenkassen oft gesagt. In der Tat bedeutet für viele Männer ein
positiver Prostatakrebs-Befund, der von einem erhöhten Eiweiß-Wert im
Blut (PSA) ausgeht, nichts anderes, als dass die Diagnose früher
gestellt wird, ihr Leben sich aber nicht verlängert. Dass ein
Screening einige Leben rettet, macht es in den Augen der
Medizinstatistiker nicht zum geeigneten Instrument der
Massenvorsorge. Bei der Hautkrebs-Vorsorge darf man anders denken.
Die Untersuchung ist unproblematisch – und die Entfernung eines
suspekten Muttermals nicht als blutige Rupferei zu sehen. Wer sie je
überraschend schmerzfrei erlebt hat, neigt eher der rheinischen
Denkungsart zu: Watt fott is, is fott. Dies ist nicht die
schlechteste Maxime der Krebs-Vorsorge.

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