Rheinische Post: Führende Ökonomen fordern Schuldenerlass für Griechenland

Griechenland ist aus Sicht führender Ökonomen
allein mit einer Laufzeitverlängerung für bestehende Staatsanleihen
nicht vor der Pleite zu retten. „Es ist bei Griechenland nicht mit
einer Laufzeitverlängerung getan, denn das Land hat kein bloßes
Liquiditätsproblem, sondern ist insolvent“, sagte Hans-Werner Sinn,
Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, der in
Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).
Auch der Finanzwissenschaftler Clemens Fuest erklärte: „Die Pleite
Griechenlands lässt sich mit der Laufzeitverlängerung nicht
verhindern, sondern nur hinauszögern.“ Die Ökonomen halten einen
Schuldenerlass für Griechenland für unerlässlich. „Da man das
griechische Staatsvermögen kurzfristig nicht verkaufen kann, führt an
einem Schuldenerlass kein Weg mehr vorbei“, sagte Ifo-Chef Sinn. Die
Befürchtung der Europäischen Zentralbank (EZB), dass es im Falle
eines Schuldenschnitts zum Zusammenbruch des Bankensystems kommen
könnte, teilte Sinn nicht. „Die Märkte haben die Abwertung der
griechischen Papiere um gut 40 Prozent lange realisiert. Niemand ist
mehr überrascht, wenn die Politik anerkennt, was der Markt schon
lange weiß.“ Die Banken hätten für diesen Fall schon Vorsorge
getroffen. Fuest, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des
Bundesfinanzministers, riet der EU, parrallel zum Schuldenschnitt ein
Bankenstützungsprogramm aufzulegen. „Man muss Vorkehrungen treffen,
strauchelnde Banken zu retten“, sagte Fuest. „Vermutlich wird man die
Verluste der privaten Gläubiger auch begrenzen müssen, indem man
anbietet, die Anleihen zu einem Teil des Nennwertes, zum Beispiel 50
Prozent, aufzukaufen.“

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