von Michael Bröcker
Nein, Altruismus und pure Menschenfreude muss man dem
SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel nicht unterstellen, wenn man nach
Gründen für dessen Unterstützung für den angeschlagenen
Bundespräsidenten Christian Wulff sucht. Mindestens zwei Motive
kommen infrage. Zunächst kann auch Gabriel Umfragen lesen. 70 Prozent
der Deutschen lehnen einen Rücktritt Wulffs wegen des Privatkredits
und seiner sorglosen Nähe zum großen Geld ab. Wer dennoch den
Präsidenten attackiert, sinkt selbst in der Beliebtheitsskala.
Zweitens könnten Gabriel und die SPD Wulff noch brauchen. Dann
nämlich, wenn die fragile schwarz-gelbe Koalition doch noch zerplatzt
und der Bundespräsident einer vorgezogenen Neuwahl zustimmen muss.
Die SPD will, sollte es so weit kommen, unbedingt auf neue Wahlen
drängen und Kanzlerin Merkel nicht als Juniorpartner dienen. Da
könnte es hilfreich sein, wenn man Wulff in einer kniffligen
Situation gestützt hat. Ach ja, vielleicht denkt Gabriel aber auch an
seine Zeit als Ministerpräsident in Hannover. Eine besondere Distanz
zu dem niedersächsischen Großkapital, etwa dem Unternehmen VW, ist
von Gabriel nicht überliefert.
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