von Matthias Beermann
Es hätte dieses zusätzlichen Beweises nicht bedurft, aber seit dem
Streubomben-Einsatz vom Wochenende ist endgültig klar, aus welchem
Holz Muammar al-Gaddafi geschnitzt ist. Wo Despoten wie Tunesiens Ben
Ali oder Ägyptens Mubarak vor dem allerletzten Schritt noch
zurückgeschreckt sind, kennt Gaddafis Brutalität keine Grenzen. Den
unbotmäßigen Teil seines Volkes behandelt er wie Ungeziefer. Er
spricht gerne von „Ratten“, die er auszurotten gedenkt, und das sind
nicht nur Worte. Gaddafi wird weiter hemmungslos morden und zerstören
lassen. Solange Gaddafi da ist, wird dieser blutige Konflikt
weitergehen. Also muss Gaddafi weg, die Frage ist nur: wie? Die
Uno-Resolution, die den internationalen Militäreinsatz in Libyen
regelt, lässt einen direkten Sturz seines Regimes nicht zu. Daher
werden jetzt händeringend Wege gesucht, wie man den Diktator auch
ohne direkte Waffengewalt außer Gefecht setzen könnte: Sein Geld
einkassieren, raten die Deutschen. Ihn ins goldene Exil locken,
flüstern die Amerikaner. Das erste wird Gaddafi kaum jucken, das
zweite ist wenigstens moralisch bedenklich. Gaddafi gehört vor
Gericht. Doch am Ende wird man möglicherweise auch über radikalere
Lösungen nachdenken müssen. Ein Machthaber, der sein eigenes Volk mit
heimtückischer Streumunition beschießen lässt, macht sich selbst zum
legitimen Ziel.
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