Es ist bei Joachim Gauck als Präsident wie
schon bei Gauck als Kandidat: Wo er auftritt, fliegen ihm die
Sympathien zu. Doch wer sich von dem Wortmächtigen große Reden
wünschte, wartete bislang vergebens. Das lag daran, dass es für sein
zentrales Lebensthema, die Freiheit, noch keinen Anlass gab, und
daran, dass die anderen Themen wenig zu ihm passten: Für die
Euro-Krise ist er zu wenig Experte, und der NSU-Fahndungspannen hatte
sich sein Vorgänger angenommen. Das gehörte zu Wulffs Eintreten für
Integration. Und da Gauck nicht Wulf II sein wollte, machte er einen
Bogen darum. Doch nun hat er offensichtlich erkannt, dass ab Mitte
April, wenn der Zschäpe-Prozess über Wochen neue Details liefern
wird, der neo-braune Terror die Republik von neuem erschüttern
könnte. Und so bereitet sich Gauck Schritt für Schritt darauf vor,
als moralische Instanz wirken zu können: durch Treffen mit dem
NSU-Untersuchungsausschuss, durch Treffen mit den Angehörigen der
Opfer und auch mit der Ankündigung, auf rückhaltlose Aufklärung zu
bestehen und Konsequenzen einzufordern.
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