Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Shahbaz Bhatti war nicht irgendwer, er war Minister und – das
spielt hier leider eine Rolle – ein Christ. Seine Aufgabe: Schutz der
Minderheiten in Pakistan, einem Land mit 190 Millionen Einwohnern,
dessen Staatsreligion der Islam ist. Weil er diese Aufgabe ernst
nahm, wurde er jetzt ermordet. Sein Tod signalisiert zweierlei:
Erstens, dass die Regierung zusehends die Kontrolle über die
Sicherheitslage im Land verliert. Und zweitens, dass die Extremisten
Pakistan immer weiter in die Anarchie treiben. Pakistan wird damit
zum Opfer einer von der einstigen Militärführung geförderten
Islamisierung, deren Folgen inzwischen die Fundamente des Staates
bedrohen. Aber Pakistans Problem liegt nicht allein im religiösen
Extremismus. Dieser kann sich nur so rasant ausbreiten, weil das Land
von unfähigen und korrupten Politikern seit Jahrzehnten zugrunde
gerichtet wurde. Heute kommt hier alles zusammen: Armut, soziale
Ungerechtigkeit, Fanatismus. Pakistan, dieser einst aus einer
blutigen Abspaltung entstandene Staat, ist am Ende. Er müsste im
Grunde neu aufgebaut werden. Da könnte der Westen helfen, es wäre
auch in seinem Interesse. Ein Atomwaffen-Staat in den Händen von
Hass-Predigern, das wäre eine Bedrohung für die ganze Welt.
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