Ein Kommentar von Helmut Michelis:
Ein müder Leitwolf, dahinter Egoisten, Zauderer und Bremser – die
mächtige Nato scheint als Feuerwehr für das brennende Libyen gänzlich
untauglich. Nach sechstägigem Streit haben sich die Mitglieder
immerhin darauf geeinigt, die Durchsetzung der Flugverbotszone
sicherzustellen. Aber das ist nur der kleinstmögliche Schritt. Denn
Gaddafis Flugabwehr gilt als zerschlagen. So ringen die Diplomaten
nun darum, die Militäraktion komplett zu übernehmen – Seeblockade
inklusive. Das Reizwort Bodeneinsatz spricht noch niemand aus. Dabei
wissen alle: Gaddafi darf nicht siegen, schon mit Blick auf die
anderen arabischen Diktatoren, die gerade versuchen, ihre wankende
Macht brutal zu stabilisieren. Schwerfällig war die Nato schon immer,
im Fall des zerbrechenden Jugoslawien mussten erst Zehntausende
sterben, bis die Allianz handelte. Diese scheinbare Schwäche ist
allerdings Stärke zugleich: Die Nato darf es sich nicht leicht
machen, ihre 28 Mitgliedsstaaten in einen Krieg zu verwickeln. Neu
ist aber das jüngste Vorpreschen Einzelner beim Waffeneinsatz: London
und Paris haben wohl innenpolitische Motive geleitet. Auch
Deutschlands Nein dürfte mit Blick auf die Wähler erfolgt sein.
Solche Alleingänge degradieren die Nato zum Papiertiger.
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