Rheinische Post: Geld alleine schafft noch keine Einheit Kommentar Von Eva Quadbeck

Das Unverständnis zwischen Ost und West war
seit dem Mauerfall noch nie so groß wie heute. Eine Mehrheit im
Westen reibt sich die Augen und fragt, was eigentlich mit den Ossis
los ist, die bei der Bundestagswahl vielerorts die AfD zur
Mehrheitspartei erhoben haben? Seit der Wiedervereinigung fließen
jährlich Milliarden von West nach Ost. Doch Geld allein lässt
Deutschland nicht zusammenwachsen. Die Wirtschaftsdaten im Osten sind
immer noch magerer als im Westen. Doch der eigentliche Grund für die
schlechte Stimmung im Osten ist, dass die Perspektive für eine gute
Zukunft fehlt. Junge, gut ausgebildete Menschen verlassen den Osten –
insbesondere Frauen. In den Dörfern bleiben die Alten zurück und
jene, denen Ehrgeiz, Fähigkeit oder Fantasie fehlen, ihren Wohlstand
zu mehren – insbesondere Männer. Wenn dieser Trend nicht zu stoppen
ist, wird Deutschland weiter auseinanderdriften. Große
Mentalitätsunterschiede kann eine Nation durchaus aushalten. Die gibt
es auch zwischen Bayern und Berlinern. Schwierig wird es, wenn – wie
im Fall von Ost und West – die Debatte stets mit dem Vorwurf
begleitet wird, diese seien arrogant, während jene die Demokratie
nicht verstanden hätten.

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