Dass ein deutscher Regierungschef
Familienpolitik als „Gedöns“ schmähen könnte, scheint heute unendlich
weit entfernt. Dabei ist es erst 15 Jahre her; Gerhard Schröder
war–s. Längst ist die Familie ein Politikfeld geworden, auf dem sich
Regierungsschicksale entscheiden können. Acht Monate vor der
Bundestagswahl wird nun bekannt, dass offenbar Wissenschaftler die
Bilanz der Familienpolitik verheerend beurteilen. Die Leistungen
schlagen im Haushalt jährlich mit dreistelligen Milliardenbeträgen zu
Buche, sind aber teils sogar kontraproduktiv. Und Widersinnigkeiten
wie das Betreuungsgeld waren noch nicht einmal Teil der Analyse. Als
Schlussfolgerung kann daher auch diesmal nur gelten: Die Förderung
von allem und jedem mit der Gießkanne mag zur Klientelbefriedigung
ihren Zweck erfüllen – ökonomisch sinnvoll ist sie nicht. Ein
gezielter Ausbau der Kita-Plätze und der Ganztagsbetreuung in Schulen
verspricht am ehesten Erfolg. Dass ausgerechnet hier großer
Nachholbedarf besteht, darf die Bundesregierung mit Blick auf den 22.
September durchaus unruhig machen.
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