Selten dürfte ein Sozialdemokrat in so kurzer
Zeit Millionär geworden sein wie der Vortragsreisende in eigener
Sache, Peer Steinbrück. Für eine erregte Debatte eignet sich das
Honorar aber nicht. 1,2 Millionen Euro für Vorträge? Na und? Die
Summe reflektiert den Marktwert des Ex-Ministers. Die Firmen waren
bereit, für seine Botschaften üppige Honorare zu zahlen. Das ist
nicht verwerflich. Steinbrück hat die Nebenjobs korrekt angegeben.
Sollte er durch die Neben-Tätigkeiten sein Mandat vernachlässigt
haben, wäre dies angreifbar. Dies konnte aber bisher niemand belegen.
Dass ihn Interessenskonflikte plagen, weist Steinbrücks Finanzkonzept
auch nicht wirklich aus. Der SPD-Mann gängelt Spitzenverdiener,
Erben, Banker und Industriekapitäne. Gerade Finanzindustrielle knöpft
er sich vor, kritisiert Exzesse und Gier. Wenn die Gescholtenen ihn
dafür bezahlen, selbst schuld. Union und FDP haben gemerkt, dass die
Angriffe zum Bumerang wurden. Es wäre ja auch fatal, wenn Abgeordnete
künftig jeden Cent ihrer Nebeneinkünfte öffentlich machen,
Mandantengeheimnisse und Auftragsdetails ausplaudern müssten. Niemand
will ein Berufspolitiker-Parlament. Also: Peer Steinbrück ist ein
unscharfer, widersprüchlicher Sozialdemokrat. Damit sollten sich
Union und FDP auseinandersetzen. Nicht mit seinen Rednerhonoraren.
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