Die ägyptische Armeeführung, das muss man ihr
lassen, hat dazugelernt. Die Entmachtung von Präsident Mursi wurde so
geschickt inszeniert, dass man fast glauben könnte, es gebe so etwas
wie einen demokratischen Putsch. Und es besteht ja auch kaum ein
Zweifel, dass eine Mehrheit der Ägypter ihren Präsidenten zum Teufel
wünschte. Aber, was da geschehen ist, bleibt dennoch ein
Staatsstreich – auch wenn er gewiss das geringere Übel in einer
völlig verfahrenen Situation war. Man kann die Erleichterung der
koptischen Christen über den Sturz des Islamisten verstehen wie jene
der liberalen Ägypter, die sich nicht minder drangsaliert fühlten von
einer intoleranten Regierung. Mursi hat seine Wahl missverstanden als
Freifahrtschein, um das Land rücksichtslos nach den Vorstellungen der
Muslimbrüder umzubauen. Dieser Kurs ist zurecht gescheitert. Trotzdem
dürfen die Islamisten und die Millionen ihrer Anhänger jetzt nicht
brutal ausgegrenzt werden. Die Generäle müssen beweisen, dass sie es
ernst meinen mit der Versöhnung – und mit der schnellen Rückgabe der
Macht.
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