Kommentar von Klaus Peter Kühn
Thailand, das Land traumschöner Strände und Tempel, tritt seit
Jahren politisch auf der Stelle. Daran ändert auch die Parlamentswahl
vom Wochenende nichts, die mit dem absolut eindeutigen Sieg einer
Partei endete. Denn hinter der scheinbar neuen Partei steckt wieder
einmal der eine große Populist Thaksin Shinawatra. Er kämpft seit
Jahrzehnten gegen das Machtkartell der Eliten um den greisen König,
wurde bereits einmal vom Militär gestürzt und ist jetzt wieder einmal
aufgestanden – auch wenn formal seine Schwester die
Regierungsgeschäfte führen wird. Der Milliardär Thaksin hat sich
stets als Anwalt der kleinen Leute aufgeführt und ist nicht davor
zurückgeschreckt, sie als „Rothemden“ zu mobilisieren und in
Straßenschlachten zu schicken. Die Gegenseite war ebenfalls nicht
zimperlich, sie ließ ihre Anhänger (Gelbhemden) auf die anderen los –
wenn das Militär in den Kasernen bleiben wollte. Jetzt, wo die
Rothemden obenauf sind, droht eine Neuauflage dieses Konflikts. Die
tiefe Spaltung des Landes entlang gesellschaftlicher Schichten kann
allenfalls durch die Schaffung ehrlicher Parteien und wirklich
demokratischer Wahlen überwunden werden. Davon ist nur leider noch
wenig zu sehen.
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