Rheinische Post: Goldenes Jahrzehnt Kommentar Von Birgit Marschall

Man könnte auf die Idee kommen, dass der
Bundeswirtschaftsminister so kurz vor Weihnachten besonders schöne
Wortgeschenke verteilen möchte. Doch Rainer Brüderle wiederholt nur,
was Fachleute schon lange für möglich halten: Deutschland könnte am
Beginn eines „Jahrzehnts der Arbeitnehmer“ stehen. Vollbeschäftigung
ist keine Illusion mehr, sondern ein realistisches Szenario für das
Jahr 2015. Da qualifizierte Arbeitskräfte bei anhaltend guter
Konjunktur und sinkender Erwerbsbevölkerung knapp und knapper werden,
winken ihnen satte Einkommenssteigerungen. Schon wollen Großkonzerne
wie Bosch, Siemens oder Porsche Tariflohnerhöhungen, die erst im
April 2011 vorgesehen sind, um zwei Monate vorziehen. Steigende
Einkommen stützen den privaten Konsum – und der wiederum stimuliert
das Wachstum. Der Vorwurf, Deutschland lebe allein vom Export und
kaum von der Inlandsnachfrage, dürfte sich bald erübrigen. Allein das
Ausland könnte die schöne neue Zeit trüben. Ohne die gefährlich
schwelende Schulden- und Bankenkrise im Euro-Raum und die
Fragezeichen-Konjunktur in den USA stünde dem kleinen neuen
Wirtschaftswunder nichts mehr entgegen.

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