Rheinische Post: Große Energie-Ziele

Ein Kommentar von Birgit Marschall:

Die Schlacht um die Atomkraft verstellt mitunter den Blick auf das
große Ganze: Die Koalition hat gestern nicht nur die Verlängerung der
Atom-Laufzeiten, sondern auch das bisher ehrgeizigste Energiekonzept
aller Industrienationen für die kommenden 40 Jahre beschlossen. Es
sieht vor, den Anteil der Energie aus Wind, Sonne, Wasserkraft und
Biomasse bis 2050 von derzeit nicht einmal 20 auf über 80 Prozent zu
steigern. Schädliche Treibhausgasemissionen sollen bis dahin um 80
Prozent, der Energieverbrauch um 50 Prozent reduziert werden. Es
schmückt Deutschland, sich derart ambitionierte Ziele zu setzen. Sie
stehen nicht infrage, die Mehrheit teilt sie. Doch ist das Land in
der Lage und auch bereit, alles zu tun, um diese Ziele zu erreichen?
Die Scharmützel etwa über die nötigen Investitionen in die
Gebäudesanierung zeigen, dass jeder erst einmal mit dem Finger auf
den andern zeigt. Das Energiekonzept in die Tat umsetzen: Dies ist
die entscheidende Aufgabe der nächsten Jahrzehnte – und eben nicht
die kräfteraubende Auseinandersetzung um die Atomkraft. Über die mag
man denken, wie man will – mindestens bis zum Ende der Wahlperiode
werden die Atomgegner vorerst mit dem Ausstieg aus dem Atomausstieg
leben müssen.

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