Ein Kommentar von Birgit Marschall:
Fast zwei Jahre nach dem Ausbruch der Schuldenkrise wagen die
Euro-Staaten endlich den großen Wurf zur Lösung. Sie zwingen Banken
und Versicherungen zum Verzicht auf die Hälfte ihrer Forderungen
gegenüber Griechenland, das damit erstmals wieder eine realistische
Zukunftsperspektive gewinnt – sofern es diese Chance nutzt und
beschlossene Reformen umsetzt. Sie sorgen zugleich dafür, dass der
europäische Finanzsektor den Schuldenschnitt verkraftet, indem sie
den Banken ultimativ mehr Eigenkapital vorschreiben. Und sie
vervielfachen die Schlagkraft des Schutzschirms, um ihn notfalls auch
über Italien spannen zu können. Ob die für die Steuerzahler äußerst
riskante Operation gelingt, hängt nun einmal mehr von den
Marktakteuren ab: Die Spannweite des Schirms wird nämlich nur dann
wirklich auf die allseits für nötig gehaltene Summe von über einer
Billion Euro „gehebelt“, wenn private Investoren genügend Geld dazu
tun, wenn ihr Appetit auf Anleihen bedrohter Länder zunimmt. Die
Chancen dafür stehen nicht schlecht, meint auch das applaudierende
Börsenpublikum. Angela Merkel, deren Handschrift dieser Gipfel trägt,
hat gestern viel dafür getan, vielleicht doch noch als Euro-Retterin
in die Geschichte einzugehen.
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