Rheinische Post: Ground Zero Kommentar Von Matthias Beermann

Es war sehr emotional, dieses Gedenken an die
Opfer der Anschläge vom 11. September 2001. US-Präsident Barack Obama
hat einfühlsame Worte gefunden an diesem ganz besonderen Tag für
Amerika. Die Nation hat sich symbolisch zur Einkehr versammelt am
Ground Zero, diesen Nullpunkt, an dem vor zehn Jahren das Unfassbare
geschah. Viel ist gesagt und geschrieben worden im Vorfeld dieses
Datums über die Folgen des schlimmsten Terroranschlags der
Geschichte, doch diese Bilanz kann nur eine vorläufige sein. Es lässt
sich heute kein Schlussstrich ziehen, und genau das macht die
Verarbeitung des Geschehens so schwer. Im „Krieg gegen den Terror“,
den die USA nach dem 11. September 2001 ausgerufen hatten und in
dessen Verlauf viel Schlimmes geschehen ist, gibt es keinen klaren
Sieg. Aber Obama hat recht, wenn er al Qaida auf dem Rückzug sieht.
Gewiss, die terroristische Bedrohung besteht weiter, aber sie scheint
nicht mehr existenziell. Der „arabische Frühling“ hat zudem gezeigt,
dass die Nachfrage nach islamistischen Revolutionen in der
muslimischen Welt geringer ist, als viele befürchtet hatten. Eine
Dekade nach „9/11“ ist Zeit für einen Neuanfang. Der Blick muss
wieder nach vorne gehen.

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