Rheinische Post: Guttenberg entert auf

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Ein Wortwitz beschreibt die Situation von Verteidigungsminister
Karl-Theodor zu Guttenberg besonders einprägsam: Nach der Kerner- nun
die Kärrnerarbeit. Statt sich vorwiegend mit Talkmaster Johannes B.
Kerner im Rampenlicht zu sonnen, muss er sich intensiv um die
Feinheiten von Ausbildung und Meldewegen kümmern. Geradezu
leidenschaftlich versucht die Opposition, Deutschlands beliebtestem
Politiker Versäumnisse und Vertuschungen nachzuweisen. Rund um die
„Gorch Fock“ treibt sie ihn, um im Bild zu bleiben, in die Takelage.
Das ist für Guttenberg mühsam, kräftezehrend und riskant. Aber mit
dem Aufentern will die Marine ihre Männer und Frauen stärker machen.
Auch Guttenberg hat gute Chancen, gestärkt aus der Affären-Serie
herauszukommen. Insofern bietet der junge Guttenberg Parallelen zum
späten Joschka Fischer. Beide hatten ihre Angriffsflächen. Guttenberg
dachte zunächst zu sehr an die Medienwirkung und zu wenig an Truppe
und Parlament. Und Fischer mied die Klarheit, als er seine
Straßenkämpfer-Vergangenheit mit „Brüchen“ erklärte. Nachdem Fischer
das Trommelfeuer abgewehrt hatte, war er noch beliebter als vorher.
Angela Merkel, damals Oppositionschefin, kennt diesen Mechanismus.
Sie verfolgte den gestrigen Sturmlauf der Opposition denn auch mit
Schmunzeln.

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