von Martin Kessler
Schneid gehört sicher zu den hervorstechendsten Eigenschaften des
deutschen Verteidigungsministers. Im Fall des Luftschlags von Kundus
erklärte zu Guttenberg, kaum im Amt, die Aktion wäre militärisch
angemessen gewesen. Er musste sich später korrigieren und entließ
prompt seinen Staatssekretär und seinen Generalinspekteur, weil die
ihn nicht richtig informiert hätten. Auch im Fall der „Gorch Fock“
handelt der CSU-Politiker sofort. Er suspendiert den Kapitän,
allerdings ohne ihn vorher angehört zu haben. Der Minister geht damit
erneut ein hohes Risiko ein. Denn seine Entscheidung gründet sich
allein auf die Berichte, die ihm von den geschundenen Kadetten
vorliegen. Dass er im Beisein eines Journalisten vom Dienstwagen aus
Anweisungen gibt, tut ein Übriges, um den Eindruck eines vorschnellen
Handelns zu verstärken. Ein Telefongespräch mit dem Kapitän des
Schiffs hätte wohl noch zeitlich zwischen seine Verfügungen gepasst.
Natürlich gilt das Prinzip der zivilen Führung in unserer Demokratie.
Aber ein Verteidigungsminister muss Anordnungen treffen, die für
seine Soldaten nachvollziehbar sind, bei allem Verständnis für ein
konsequentes und hartes Handeln. Zu Guttenberg kann es sich kaum
leisten, noch einmal fundamental zu irren.
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