Rheinische Post: Gymnasien wollen ihre Ruhe

Die Frist läuft formal zwar erst zum Jahresende
ab, doch nichts deutet darauf hin, dass die Gymnasien in
Nordrhein-Westfalen in nennenswerter Zahl zum Abitur nach neun Jahren
zurückkehren wollen. Bislang gibt es noch keinen einzigen Antrag.
Viele werden es bestimmt nicht werden. Das wird wohl niemanden
verwundern, denn das organisatorische Hin und Her ist weder den
Lehrern noch den Schülern und ihren Eltern zuzumuten. Sicher, mit der
Einführung des Turbo-Abiturs – der erste Jahrgang wird 2013 die
Gymnasien verlassen – hat sich die abgewählte schwarz-gelbe
Landesregierung sehr viel Kritik eingehandelt. Zu Recht, denn die
Umsetzung war miserabel und traf die Gymnasien weitgehend
unvorbereitet. Im Laufe der Zeit haben sie sich jedoch mit den
zunächst ungeliebten neuen Rahmenbedingungen arrangiert, haben an
ihrem Schulprofil gefeilt – und wollen jetzt endlich einmal in Ruhe
gelassen werden. Auch Rot-Grün hat sich früher für das Abitur nach
acht Jahren starkgemacht, wenngleich nicht zulasten der Sekundarstufe
I, wie das jetzt der Fall ist. Der Grundgedanke der
Schulzeitverkürzung aber ist und bleibt gerade auch mit Blick auf
andere europäische Staaten richtig. Wenn die neue Landesregierung
meint, hier dennoch eine Rolle rückwärts machen zu müssen, ist sie
auf dem Holzweg.

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