Rheinische Post: Haftungsfall BP Kommentar Von Matthias Beermann

Tony Hayward hat es geschafft: Statt die
aufgebrachten Amerikaner zu beschwichtigen, hat der BP-Chef das miese
Image des Ölkonzerns weiter verschlechtert – wenn das überhaupt noch
möglich war. Für die Ölpest im Golf von Mexiko hat sich Hayward zwar
wortreich und mit zerknirschter Miene entschuldigt, aber ein klares
Schuldeingeständnis vermied er. 20 Milliarden Dollar will BP in einen
Entschädigungsfonds einzahlen, doch das ist vermutlich nur ein
Bruchteil des Schadens, den Millionen Liter ausströmendes Öl bereits
angerichtet haben und noch anrichten werden. Denn die braune Pest
sprudelt weiter. Vertuschen, verharmlosen, und immer nur das zugeben,
was sich nicht mehr leugnen lässt: das ist die Strategie des
BP-Chefs. Das Ganze erinnert fatal an das Verhalten großer Teile der
Bankenwelt in der Finanzkrise. Auch hier wurde lange abgewiegelt, bis
am Ende die Steuerzahler den Kollaps verhindern mussten.
Schuldgefühle? Fehlanzeige. Triebfeder für das riskante Treiben war
in beiden Fällen hemmungsloses Profitstreben, das den Managern umso
leichter fiel, als sie persönlich nicht für die Folgen ihres Handelns
verantwortlich zu machen sind. Das muss sich ändern. Für Fehler muss
gehaftet werden, auch individuell.

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