In vielen Kliniken herrscht Hebammen-Mangel:
Fast die Hälfte der Hebammen in Krankenhäusern kümmert sich „um drei
Frauen gleichzeitig während der Geburt“, heißt es in einem noch
unveröffentlichten Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des
Bundestags, das der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“
(Dienstagausgabe) vorliegt. Die meisten Kliniken stehen unter
erheblichem Kostendruck. Wie auch aus dem Gutachten hervorgeht,
arbeiten 60 Prozent der Entbindungsstationen trotz Sparmaßnahmen
nicht kostendeckend. Hinzu kommt der Personalmangel: Fast jede zweite
Klinik hat Schwierigkeiten, für offene Hebammenstellen Fachkräfte zu
finden, wie es im Gutachten heißt. „Der ökonomische Druck auf
Kliniken in Deutschland hat dazu geführt, dass die Versorgung von
Frauen in der Geburtshilfe schlecht ist“, sagte Martina Klenk,
Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes, der Zeitung. Die Obfrau
der Linksfraktion im Gesundheitsausschuss, Birgit Wöllert, die das
Gutachten in Auftrag gegeben hat, fordert: „Im Interesse der Frauen
und Säuglinge, aber auch der Hebammen mit ihrer verantwortungsvollen
Tätigkeit muss die Umsetzung der Leitlinie und der Eins-zu-Eins-
Betreuung endlich zur Grundlage einer gesetzlichen Personalbemessung
werden.“ Aus Sicht des Hebammen-Verbandes sind die Zustände in
Entbindungskliniken nicht mehr tragbar: „Die Geburtshilfe insgesamt
ist chronisch unterfinanziert. Hebammen haben dies bisher
kompensiert“, sagte Verbandschefin Klenk. „Wir haben jetzt jedoch den
Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weitergeht.“ Viele Kliniken
fänden keine Hebammen oder Ärzte mehr, die unter den Bedingungen dort
arbeiten wollten. „Darunter leiden letztlich dann Schwangere und
Gebärende.“
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