Das neue Jahr hat für die Türkei begonnen, wie
das alte endete: mit Terror. Die Frage nach dem Täter oder den Tätern
wirkt schon fast nebensächlich, so groß ist inzwischen die Auswahl
potenzieller Urheber. Der Islamische Staat, einst von Präsident
Erdogan als heimlicher Verbündeter im syrischen Bürgerkrieg und als
Bollwerk gegen die Kurden gehätschelt, lässt vor allem Zivilisten und
Touristen ermorden. Kurdische Terroristen töten bevorzugt Polizisten
und Soldaten. Dazu kommen türkische Extremisten aus der
nationalistischen Ecke, die alles attackieren, was nicht in ihr
Weltbild passt. Die Türkei ist in einen Strudel der Gewalt geraten,
und Erdogans martialische Durchhalteparolen verraten seine
Hilflosigkeit. Natürlich muss der Terror mit aller Härte bekämpft
werden, und wir müssen der Türkei dabei nach Kräften helfen. Aber
solange Erdogan die terroristische Bedrohung weiter als Vorwand
missbraucht, um jeden Widerspruch im Land zu ersticken, solange er
die Angst der Menschen dazu nutzt, seine autokratische Herrschaft zu
festigen – solange kann dieser Kampf nicht gewonnen werden.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell