Ein Kommentar von Thomas Reisener:
Die drei wichtigsten Fragen an Top-Manager lauten: „Was?“ „Wann?“
„Wie?“ Beim „Wann“ des großen Konzernumbaus hat der neue
ThyssenKrupp-Chef Hiesinger keine Wahl: Die dramatische Verschuldung
des Konzerns muss sofort korrigiert werden. Sie bedeutet horrende
Zinsen auf neue Kredite, und bald sind milliardenschwere Zahlungen an
Gläubiger fällig. Beim „Was“ hat der Schuldenabbau also Prioriät. Die
laufenden Erträge reichen dafür aber nicht. Also muss Hiesinger
Tafelsilber verkaufen. Die Alternativen „Ausverkauf Stahl“ und
„Ausverkauf Technik“ hat er verworfen. Das ist klug. Denn in
Boom-Zeiten erwirtschaftet der Stahl die fetten Gewinne, die das
teure Wachstum der Technologie-Sparte finanzieren können. Die
wiederum wirft stabile Erträge ab, die zyklische Stahl-Flauten
abfedern müssen. Hiesingers Verkaufsliste belastet beide Seiten zwar
stark, aber ausgewogen. Das zeigt das überraschende Ausbleiben von
Protest – obwohl ThyssenKrupp sich von 35 000 Mitarbeitern trennen
will. Beim „Wie“ gelingt Hiesinger also bisher der Konsens. Das muss
nicht so bleiben. Verkaufen wollen ist eine Sache, dies zu
verwirklichen eine ganz andere. Und Käufer zu finden, die auch noch
die Belegschaft schonen, ist sogar unwahrscheinlich. Der höfliche
Friede könnte die Ruhe vor dem Sturm sein.
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