Die Entscheidung fiel schneller und deutlicher
als erwartet: Die französische Regierung musste zurücktreten, um
einen Neuanfang in anderer Besetzung zu schaffen. Eine überraschende
Initiative des als zögerlich bekannten Präsidenten Hollande. Gestern
griff er durch und warf seinen aufmüpfigen Wirtschaftsminister
Montebourg raus, dessen kritische Kommentare er zwei Jahre lang
erduldet hatte. Montebourg hatte am Wochenende den Bogen überspannt.
Nur wenige Tage nachdem der Präsident versichert hatte, an seiner
Reformpolitik festzuhalten, trat Montebourg offen für einen
Kurswechsel ein. Der selbst ernannte Industriepatriot setzt auf
staatliche Investitionen, um die angeschlagenen Unternehmen des
Landes zu retten. Und damit das Geld dafür da ist, soll der Sparkurs
aufgeweicht werden. Frankreich kämpft gegen eine
Rekordarbeitslosigkeit, eine stagnierende Wirtschaft und ein riesiges
Haushaltsloch. Ohne regierungsinterne Kritiker wie Montebourg ist es
für Hollande sicher leichter, seine Politik umzusetzen. Der
Präsident, dessen Beliebtheit auf dem Tiefpunkt ist, hat nicht mehr
viel zu verlieren. Vielleicht auch deshalb entschloss sich der ewige
Zauderer, endlich einmal zu handeln.
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