Rheinische Post: Integration prüfen

Wenn 120 Menschen 120 Minuten im Kanzleramt
zusammensitzen, dann kann man das Integrationsgipfel nennen. Aber
Fortschritte, gar Durchbrüche in Sachen Integration sollte man von
einem solchen Mega-Gipfel besser nicht erwarten. Wie denn auch? Haben
die teilnehmenden Minister Verhandlungsvollmacht, mehr Geld in
Integrationskurse zu stecken? Sprechen die Vertreter der Migranten
wirklich für die Mehrheit der Zuwanderer? Können die
Wirtschaftsverbände mehr Arbeitsplätze garantieren, die Sportvereine
mehr Multikulti auf dem Platz, die Medien eine öffentliche Debatte?
Das für einen klassischen Entscheidungs- oder Beratungsgipfel
gravierend überdimensionierte Format kann nur Symbolik liefern. Er
ist die Botschaft für: Wir müssen reden. Alle zusammen. Und uns alle
bemühen. Jeder an seiner Stelle. Auch Thilo Sarrazin hat seinen
Anteil. Mit seinem in Millionenauflage erschienenen Buch sorgt er für
Druck, die Begegnung der Beteiligten auf Augenhöhe im Kanzleramt
nicht zur unverbindlichen Farce werden zu lassen. Sie müssen jetzt
liefern. Das Bekenntnis zu nachprüfbaren Fortschritten oder
Rückschritten in der Integration ist ein wichtiger Schritt. Ein
kleinerer Gipfel wäre der nächste.

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