Rheinische Post: Irans Bombe kommt Kommentar Von Matthias Beermann

Wieder einmal ist ein hochrangiger Mitarbeiter
des iranischen Atomprogramms ermordet worden, und wieder einmal
beschuldigt Teheran den israelischen Geheimdienst Mossad der Tat.
Schließlich hat der Judenstaat angekündigt, alles zu tun, um die
nukleare Bewaffnung des Iran zu verhindern. Doch dafür scheint es
bereits zu spät. Inzwischen läuft in einer verbunkerten Anlage tief
unter der Erde die Anreicherung von Uran zu waffenfähigem Material –
ein Prozess, der sich wohl kaum noch stoppen lassen wird, weder mit
Anschlägen auf iranische Forscher noch mit Luftangriffen. Die
Strategie der Führung in Teheran scheint klar: Das Land will
technologisch in der Lage sein, Atomwaffen zu konstruieren und auch
die für ihren Einsatz nötigen Raketen. Auch wenn die politische
Entscheidung dazu möglicherweise noch nicht gefallen ist, muss die
Welt ab sofort damit rechnen, eines Morgens mit einem iranischen
Atombombentest aufzuwachen. Krieg muss das jedoch nicht zwangsläufig
bedeuten. Israel kennt dessen Risiken und wird sich möglicherweise
mit der iranischen Bombe abfinden. Aber das mindeste, was der Region
dann droht, ist ein nukleares Wettrüsten. Das ist so ziemlich das
Letzte, was der Nahe Osten noch braucht.

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