Rheinische Post: Kalkulierter Blackout

Ein Kommentar von Michael Bröcker:

Die Warnungen der parteipolitisch unabhängigen Bundesnetzagentur
vor möglichen Engpässen in den Stromnetzen sollte man ernst nehmen.
Von Panikmache kann keine Rede sein. Denn: Nur weil gerade die Sonne
strahlt, der Wind an den Küsten ordentlich pfeift und gleichzeitig
der Strombedarf verhältnismäßig schwach ist, merken die Deutschen das
Abschalten der sieben ältesten Atommeiler nicht. Die Netze sind
dennoch an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Im Winter kann diese
Grenze allerdings rasch überschritten werden. Strom wird dort
produziert, wo er verbraucht wird. In Süddeutschland hängen Firmen
und Haushalte weitgehend am Atomstrom. Mehr noch: Da sich Öko-Energie
so schnell nicht vom Windpark an der Ostsee zum Chiemsee
transportieren lässt, zudem die Produzenten der grünen Energien von
Witterungsbedingungen abhängen und Importe in Knappheitszeiten nicht
problemlos erfolgen können, kann es an kalten Tagen zu Netzstörungen
und regional zu „Blackouts“ kommen. Darauf weisen die Experten
nüchtern hin. Das schwarz-gelbe Energiekonzept ist anspruchsvoll und
ambitioniert, eine Investitionsoffensive in effiziente, grüne
Technologien ist durchaus erwünscht. Doch die Risiken sind groß. Soll
nur keiner sagen, er sei nicht rechtzeitig gewarnt worden.

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