Er reagiert schroff, unversöhnlich und wittert
überall Verschwörer: Recep Tayyip Erdogan lässt im Umgang mit seinen
Gegnern jedes politische Gespür vermissen. Schlimmer noch: Der
türkische Regierungschef legt in der Auseinandersetzung eine
menschliche Kälte an den Tag, die immer mehr Türken hellauf empört.
Dass der Regierungschef keine Silbe des Mitgefühls für einen durch
ein Polizeigeschoss getöteten Jungen über die Lippen brachte, hat
selbst unter seinen Anhängern für Irritation gesorgt. Erdogan ist
gefangen in einem sturen Freund-Feind-Denken. Er setzt darauf, dass
der Kern seiner Wähler, der sich aus dem kleinbürgerlichen
islamischen Milieu rekrutiert, weiter treu zu ihm steht. Ob das so
ist, wird sich Ende März bei der Kommunalwahl zeigen. Doch selbst ein
Sieg wäre keine Garantie dafür, dass sich die Lage beruhigt. Erdogan
hat das Kunststück vollbracht, eine Koalition der Unzufriedenen gegen
sich aufzubringen, die von der extremen Linken bis zu
Wirtschaftsverbänden reicht. Er hat das Land gespalten und ist dabei,
sein politisches Werk zu ruinieren. Es scheint ihm egal zu sein.
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