Rheinische Post: Kommentar: Athen spielt mit der EU

Eines muss man der neuen griechischen Regierung
lassen: Den Kampf um die Öffentlichkeit hat sie für sich entschieden.
Ministerpräsident Tsipras und sein eloquenter Finanzminister
Varoufakis brechen zwar ständig Verabredungen. Sie verpacken ihre
mangelnde Glaubwürdigkeit aber so geschickt, dass am Ende die
Geldgeber, allen voran die Deutschen, als die Schuldigen dastehen.
Gerade erst hat Tsipras ein Gesetz durchs Parlament gepeitscht, dass
den Ärmsten zugutekommen soll. Das sichert ihm breiten Beifall – vor
allem im eigenen Land. In der Übereinkunft vom 20. Februar hatten die
Griechen aber hoch und heilig versprochen, keine einseitigen
Geldausgaben zu tätigen. Es scheint Athen fast egal zu sein, ob es im
Euro bleibt oder nicht – Hauptsache, es kann anderen die
Verantwortung für das eigene Desaster zuschieben. Kurzfristig könnte
dieses fatale Spiel sogar aufgehen. Aber langfristig verliert das
Land mit seinen talentierten und intelligenten Einwohnern den
Anschluss an Europa. Am Ende schadet Tsipras seinen eigenen
Landsleuten, wenn er die EU über den Tisch zieht.

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