Rheinische Post: Kommentar / Auf Zickzack-Kurs = VON LOTHAR SCHRÖDER

Papst Franziskus wird ein Evangelium auf zwei
Beinen genannt. Das ist freundlich gemeint in Anerkennung seines
unkonventionellen Handelns. Doch wie sehr er damit seine Kirche auf
Trab hält und in Erklärungsnot bringt, ahnten zu Beginn seines
Pontifikats nur wenige. Und die Anlässe zur Irritation mehren sich:
Vom Kritiker-Brief, den vier Kardinäle an ihn persönlich schickten,
will Franziskus nur aus der Zeitung erfahren haben – und sagt dies
erst, nachdem zwei der Unterzeichner bereits gestorben sind. Als
vermeintlicher Reformer fegt er jede Debatte übers Priesteramt für
Frauen vom Tisch. Und die Handreichung der deutschen
Bischofskonferenz, mit der protestantischen Ehepartnern die Teilnahme
an der Kommunion möglich werden sollte? Man weiß es nicht. Denn erst
betont Franziskus die Entscheidungshoheit der Ortskirchen und
ermuntert dazu, das Papier weiter zu bedenken. Dann stellt er die
Handreichung grundsätzlich in Frage. Jetzt erklärt er die
Ortsbischöfe für zuständig, nicht die Bischofskonferenz. Ein Hirte
auf bedenklichem Zickzack-Kurs. Die Leidtragenden sind – wie meist –
die Gläubigen.

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