Rheinische Post: Kommentar / Bei G 8 braucht es langen Atem = Von Frank Vollmer

Die wenigen neunjährigen Gymnasien in NRW sind
beliebt. Das zeigt, wie tief das Misstrauen der Eltern gegen die
Schulzeitverkürzung ist, die nie wirklich akzeptiert war. Da hilft es
auch wenig, wenn G 8-Befürworter darauf hinweisen, so groß seien die
Unterschiede zwischen dem „neuen“ G 9 und dem achtjährigen Gymnasium
gar nicht. Für die Eltern zählt, dass ihre Kinder an einem Gymnasium
ein Jahr mehr Zeit haben. Wo das geht, nehmen sie das Angebot gern
an. Gefragt sind jetzt Schulen und Politik. Die G 8-Gymnasien müssen
endlich alle ihre Unterrichtskultur umstellen. Dass viele Schulen
meinten, es reiche, Stoff von neun in acht Jahre zu stopfen, hat
maßgeblich dazu beigetragen, dass G 8 schon fast gescheitert ist. Und
das Ministerium sollte zumindest über eine Verlängerung des G
9-Versuchs nachdenken; sogar eine begrenzte Neuauflage kann sinnvoll
sein, wenn das eine Komplettrückkehr zu G 9 verhindert. Die wäre
nämlich fatal – bloß nicht wieder jahrelanges Strukturreformtheater!
Die Parteien schließlich brauchen langen Atem, damit die Entlastungen
greifen können. Angesichts des nahenden Wahlkampfs dürfte das
freilich nur ein frommer Wunsch sein. Für Schüler und Lehrer
verspricht das nichts Gutes.

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