Rheinische Post: Kommentar / Der Größenwahn schadet Olympia = Von Martin Beils

Man muss nicht sonderlich romantisch veranlagt
sein, um sich gerade jetzt nach Winterspielen im menschlichen Maßstab
zurückzusehnen. Nach einem Sportfest, wie es das norwegische
26.000-Einwohner-Städtchen Lillehammer vor 20 Jahren geboten hat. Das
Budget dieser schönsten und von der Sonne verwöhnten Winterspiele der
Geschichte lag bei einer Milliarde Dollar. Die Kosten für Sotschi
2014 werden auf bis zu 54 Milliarden geschätzt. Doch eine Neuauflage
nach Lillehammer-Art ist nicht möglich. Zu rasant hat sich das
Sportbusiness seit 1994 entwickelt. Den Größenwahn nach russischer
Manier kann sich Olympia aber nicht länger erlauben, weil er die
sympathische Marke beschädigt. Olympia muss nicht so gigantisch sein.
London hat 2012 das Gegenteil gezeigt: Leichtigkeit und Sportsgeist
prägten die Spiele. Die bayerische Bevölkerung hat mit ihrer
Ablehnung einer Bewerbung leider verhindert, in München und Umgebung
2022 neue olympische Maßstäbe für den Winter zu setzen. Die Bayern
hätten demonstrieren können, wie die Spiele halbwegs
umweltverträglich, einigermaßen kostengünstig und überaus sympathisch
hinzubekommen wären. Schade für Olympia.

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