Rheinische Post: Kommentar / Die im Dunkeln sieht man nicht Von Stefan Weigel

Den Kölner Dom zu verdunkeln war ein starkes
und richtiges Signal gegen Fremdenfeindlichkeit. Selten haben sich
Kirchenvertreter und Politiker über Partei- und Konfessionsgrenzen
hinweg derart eindeutig und einheitlich positioniert wie in ihrer
Ablehnung der sogenannten Pegida-Bewegung. Das ist schon allein
deshalb bemerkenswert, weil man in den eigenen Reihen für eine solche
Festlegung nicht nur Zuspruch erhält. Dass gestern nur eine Hand voll
Menschen dem Pegida-Aufruf in Köln gefolgt ist und angesichts der
zahlreichen Gegendemonstranten der geplante Marsch sogar abgesagt
wurde, darf nicht täuschen: Je nach Meinungsumfrage haben zwischen 30
und 50 Prozent der Deutschen Verständnis für die
Pegida-Demonstrationen; darunter müssten rechnerisch auch einige
Kirchenmitglieder und Wähler sein. Sich offen gegen eine solche
Stimmung zu stellen, erfordert Mut und verdient Lob. Darüber hinaus
wäre es nun aber gut, allen irrationalen Ängsten dieser oft
politikverdrossenen Menschen durch eine koordinierte europäische
Flüchtlingspolitik den Boden zu entziehen. Durch das Umlegen eines
Lichtschalters kann man zwar einen Dom verschwinden lassen, ein
Problem aber nicht.

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