Wer ermessen will, wie sinnlos und gleichzeitig
unmenschlich der Umgang mit Flüchtlingen sein kann, der muss nur nach
Calais schauen. An der französischen Kanalküste vegetieren bis zu
5000 Migranten unter freiem Himmel, nur notdürftig versorgt von
Hilfsorganisationen. Ihr Ziel: Großbritannien. Dorthin wollen sie um
jeden Preis, auch um den ihres Lebens. Die Verzweifelten entern Lkw,
klettern auf Züge, dringen in den Kanaltunnel ein. Gestern sind
wieder zwei von ihnen dabei ums Leben gekommen. Es ist eine Schande.
Eine politisch gewollte. Insgesamt warten bereits 10 000 Flüchtlinge
in Frankreich auf eine Passage nach England. Bisher hat sich die
französische Regierung ganz bewusst nicht um sie gekümmert. Sie
verfolgt eine zynische Verelendungsstrategie, die abschrecken soll
und beinahe täglich Menschleben kostet. Und in London will man nur
eins: Dass das Problem auf der anderen Seite des Kanals bleibt. Wir
können in Deutschland stolz sein, dass wir einen anderen Weg gehen.
Natürlich hakt es an vielen Stellen. Die Asylverfahren müssen
beschleunigt werden, und Migranten ohne Asylgrund müssen schneller
ausgewiesen werden. Aber bei uns muss niemand sterben. Darauf kommt
es an.
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