Rheinische Post: Kommentar: Die Tragik der Börse

Der jüngste Ausverkauf am Aktienmarkt ist wie
immer übertrieben. Anleger sind Herdentiere: Geht es erstmal abwärts,
werfen alle ihre Papiere aus dem Depot. Der Computerhandel verstärkt
den Trend noch. Dennoch enthält der Dax-Sturz unter 9000 Punkte
Botschaften, die über die Tagespanik hinausreichen. An zu vielen
Stellen der Weltwirtschaft braut sich was zusammen – und oft trägt
die Politik Schuld daran. Würde der Ölmarkt funktionieren, hätten die
Anbieter längst die Förderung gedrosselt. Das Opec-Kartell aber will
die US-Konkurrenz ruinieren und sitzt den Ölpreisverfall einfach aus.
Wäre China eine Marktwirtschaft, hätte seine Wirtschaft schon früher
zum Sinkflug angesetzt. Nun treibt die Sorge vor einer harten Landung
die Welt um. Hätten die Euro-Krisenstaaten ihre Hausaufgaben gemacht,
würde die Euro-Krise nicht zurückkehren. Die Scherben des
Politikversagens sollen einmal mehr Fed und EZB aufsammeln: Doch dass
die Notenbanken mit ihrer dauerhaften Nullzinspolitik den Keim für
einen langfristigen Crash legen, macht die Lage erst recht tragisch.

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