Rheinische Post: Kommentar / Die traurige Wahrheit im Eier-Skandal = Von Georg Winters

Würde man die Argumentation auf die Spitze
treiben, könnte man behaupten, der Verbraucher trage eine Mitschuld
am Skandal um verseuchte Eier. Würde er nicht so viel davon essen,
wäre die Nachfrage nicht so deutlich gestiegen, wären Kontrollen
einfacher, könnten jene, die betrügen, schneller entdeckt und härter
bestraft werden. Das gilt für Unternehmen, die Reinigungs- mit
Schädlingsbekämpfungsmitteln panschen, wie für Verkäufer, die mit dem
Bio-Label für Eier werben, die unter schlimmsten Bedingungen der
Massentierhaltung gelegt worden sind. Das Ei ist zum globalen Produkt
geworden, das quer über den Kontinent verkauft wird, mit einer Masse
an Beteiligten, die alle Geld verdienen wollen und allumfassend kaum
zu kontrollieren sind. Dazu ist die Lebensmittelaufsicht gar nicht in
der Lage, es sei denn, man würde sie personell deutlich besser
ausstatten. Das aber wird nicht passieren, weil es viel Geld kostet.
Und so wird auch die Diskussion um die Folgen dieses Skandals bald
wieder verstummen. Bis wieder etwas aufgedeckt wird. Dann schreien
wieder alle auf, reden vom Schutz des Verbrauchers und von wirksamer
Kontrolle, und das Spiel beginnt von vorn. Traurige Wahrheit.

www.rp-online.de

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell