Rheinische Post: Kommentar: Die Türkei lenkt ein

Präsident Recep Tayyip Erdogan ist ein
machtbewusster Politiker, der nicht lange fackelt, sondern gern
zuschlägt. Das hat er beim Abschuss des russischen Kampfjets wieder
deutlich gezeigt. Doch offenbar hat er gemerkt, dass er mit seinem
Imponiergehabe zu weit gegangen ist. Er und sein Außenminister wirken
ziemlich kleinlaut angesichts der Hinweise, dass die beiden
russischen Flugzeuge, die angeblich türkischen Hoheitsraum verletzt
hatten, nichts Feindliches im Schilde führten. Das zeigt, dass sich
die Diva aus Ankara wenigstens ihrer Grenzen bewusst ist, die sie im
Inneren bei der Maßregelung unliebsamer Journalisten oder
Oppositionspolitiker nicht immer einhält. Erdogan hat sich wohl einen
Rest politischer Vernunft bewahrt. Darauf sollte die Nato ihre
Deeskalationsstrategie aufbauen. Denn im Kampf gegen den Terror und
die Ursachen der Massenflucht sind beide Länder, Russland wie die
Türkei, wichtig. Zumindest dürfen sie die Aktionen des Westens gegen
den IS und für eine Lösung in Syrien nicht konterkarieren. Das steht
aber bei einer anhaltenden Konfrontation zu befürchten.

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