Rheinische Post: Kommentar / Diplomatie für die Nato = Von Michael Bröcker

Vor dem Nato-Treffen in Warschau kursieren
Begriffe in den Strategiepapieren, die man schon vergessen hatte:
Nukleare Abschreckung, Vorneverteidigung, Kampftruppen, Manöver. Die
Nato vergewissert sich nach den Aggressionen Russlands ihrer
Identität und Wehrhaftigkeit. Verständlich. Aber ist es richtig? Die
internationale Politik, und in der bewegt sich das
Sicherheitsbündnis, ist eine Bühne, auf der Timing und
Fingerspitzengefühl zählen. Die Beziehung zu Russland darf nicht
nachhaltig beschädigt werden. Es braucht eine neue Leitidee für den
Nato-Russland-Rat. Beide Seiten müssen dafür vertrauensbildende
Maßnahmen einleiten. Nur so gelingt der Ausstieg aus der Spirale von
Spannungen, Drohungen und Beschimpfungen. Ob die neue Raketenbasis in
Polen jetzt zum richtigen Zeitpunkt kommt, ist fraglich. Die Nato hat
ja auch mit sich selbst zu tun. Mangelnde Effizienz bei Einsätzen,
asymmetrische Belastungen der Mitgliedsstaaten (finanziell und
personell). Und eine EU, die sich nicht als regionale Nato versteht,
sondern als Nutznießer. Ein neues Feindbild braucht niemand.

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