Rheinische Post: Kommentar / Edathys Erdbeben = Von Michael Bröcker

Es war ein denkwürdiger Auftritt des
Ex-SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy. Selbstgefällig,
uneinsichtig, ja rotzig lenkte Edathy die Schuld an seinem Absturz
auf alle, außer sich selbst. Sicher, es gilt auch in diesem Fall die
Unschuldsvermutung, bis die Justiz das Verfahren abgeschlossen hat.
Aber es gibt eben auch eine moralische Dimension. Sollte ein
Politiker über Recht und Ordnung in diesem Land entscheiden, wenn er
sich Nacktfotos von Neun- bis 13-Jährigen im Netz anschaut, die nur
unter Missbrauch von Schutzbedürftigen, nämlich Kindern, zustande
gekommen sein können? Berichte, wie das Material entstand, sind
vielfach nachzulesen. So wurden Minderjährige heimlich nackt bei
„Gladiatorenspielen“ gefilmt. Nein. Auch private Vorlieben sind
zurecht Thema einer breiten Öffentlichkeit, wenn sie andere Menschen,
erst recht Kinder, in ihren Rechten beschneiden. Und dass das bizarre
Beziehungsgeflecht zwischen dem SPD-nahen BKA-Chef und führenden
SPD-Politikern nun aufgearbeitet wird, ist auch überfällig. Der Fall
Edathy beginnt erst.

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