Rheinische Post: Kommentar: Ein schwieriger Gast

Der Papst war um klare Worte nicht verlegen,
als er bei seinem Besuch in der Türkei 2014 die Glaubens- und
Meinungsfreiheit anmahnte und sogar den türkischen Genozid an den
christlichen Armeniern anprangerte. Vier Jahre später macht Präsident
Erdogan seinen Gegenbesuch im Vatikan, den ersten eines türkischen
Staatschefs seit 59 Jahren. Und es hat den Anschein, als träfen sich
zwei alte Bekannte. Als entspannt bezeichneten Anwesende die
Gespräche. Über die Ablehnung Jerusalems als alleinige Hauptstadt
Israels waren sich die beiden völlig einig. Es ist gut, dass Papst
Franziskus schwierige Gäste empfängt. Doch er hätte deutlicher
gegenüber Erdogan sein können. Denn der trägt mit seiner autoritären
Politik nach innen und seinem Angriffskrieg gegen die Kurden nicht zu
Freiheit, Stabilität und Frieden in der Region bei. Auch die
Behinderung der Christen in der Türkei, das faktische Verbot, neue
Kirchen zu bauen, passen nicht zur gezeigten Eintracht zwischen den
beiden. Um des lieben Friedens willen darf Franziskus nicht zum
Leisetreter werden.

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